Institut für Unternehmensdemokratie | IED Germany

Neben dem Maschinenbauer Amsted Industries, sind unter anderem die US-amerikanischen Supermarktketten Publix und WinCo ESOP-Unternehmen; Bildquelle: TaurusEmerald, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Das Modell der Employee Stock Ownership Plans (ESOPs) wurde 1956 zum ersten Mal in den USA erprobt und 1974 mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Einkommenssicherung der betrieblichen Altersversorgung (ERISA) gesetzlich verankert. ESOPs erlauben Mitarbeitenden, Miteigentümer:innen ihres Unternehmens zu werden, dessen Übernahme durch die Unternehmensaktivität selbst finanziert wird. Die kreditgestützte Übernahme (leveraged buy-out) ist ein heute häufig genutztes Instrument, das ursprünglich gemeinsam mit dem ESOP-Modell eingeführt wurde, um größere Teile der Bevölkerung mit Zugang zu Eigenkapital auszustatten.

In Kürze

Verbreitung in den Vereinigten Staaten
  • 6500+ Unternehmen
  • 14.000.000+ Beschäftigte
  • ~10% des privaten US-Arbeitsmarkts
Vorteile
  • Kreditgestützter Unternehmensaufkauf
  • Stufenweise und nur anteilige Übernahmen möglich
  • Beteiligung aller Beschäftigten üblich
  • Eigentumsanteile am Unternehmen
Herausforderungen
  • Der Fondsmanager:in wird durch den/die ehemalige/n Eigentümer:in und die Unternehmensführung bestimmt, nicht die Beschäftigten
  • ESOP-Unternehmen ohne aktive Einbindung der Mitarbeitenden in Unternehmensentscheidungen sind weniger erfolgreich
  • Zahlungen an ausscheidende Mitarbeitenden können die finanzielle Stabilität des Unternehmens gefährden
  • Verkauf von Anteilen an externe Investor:innen wird in der Regel nicht unterbunden

Kreditgestützte Übernahme über den ESOP-Fonds

Das EuroESOP-Modell schafft eine eigenständige Körperschaft, die die Unternehmensanteile im Namen der Mitarbeitenden hält. Diese erlaubt schrittweise Aufkäufe des Unternehmens und die Aufnahme von Krediten zur Übernahme, während sie das Eigentum auf den Kreis der aktuell Mitarbeitenden beschränkt und so die allmähliche Verwässerung des Belegschaftseigentums verhindert.

Einbindung aller Mitarbeitenden

Das EuroESOP-Modell erlaubt per se allen Beschäftigten die Teilhabe am Eigentum des Unternehmens. Dies beugt selektiven Mitarbeiterprämien sowie Übernahmen durch Führungskräfte (Management-Buyout) vor, die die Unternehmenskultur negativ beeinflussen und nicht das volle Potential des Mitarbeitereigentums ausschöpfen.

Individualisiertes Eigentum

Das EuroESOP-Modell stellt sicher, dass Mitarbeitenden neben ihrem Anrecht auf Gewinnerwirtschaftung auch Anteil am Kapitalwert ihres Unternehmens besitzen.

Mitarbeitergenossenschaft anstelle eines Pensionsfonds

Die US-ESOP sind Teil der Renten- und Alterssicherung und nutzen daher einen separaten Pensionsfonds als eigenständige Rechtsform. Das EuroESOP-Modell nutzt dagegen die Mitarbeitergenossenschaft als Sonderform der Genossenschaft. Die Genossenschaft wird dabei Eigentümer der Unternehmensanteile, deren Mitarbeitende als Mitglieder der Genossenschaft das Recht zur Wahl ihrer Vertretungen in der Generalversammlung besitzen. Die Mitgliederverwaltung der Genossenschaft ist einfach und kostengünstig.

Systematische Kapitalüberführung (roll-over system)


In den Vereinigten Staaten sind ESOPs zur vollständigen Übertragung ihres Kapitalwerts an die Mitarbeitenden verpflichtet, was die Unternehmen unter Liquiditätsdruck setzen kann. Bei EuroESOPs erfolgt eine auf regelmäßige Teilübertragungen gestreckte Überführung des Kapitalwerts, sodass die Belegschaftsübernahme keine zusätzliche finanzielle Belastung für das Unternehmen darstellt. Die schrittweise Überführung ermöglicht damit eine planbarere und nachhaltigere Steuerung der Liquidität, selbst bei Mitarbeiterfluktuation.

Dieser Text erschien erstmalig auf den Seiten unserer Schwester-Organisation IED und dort mit Unterstützung des slowenischen Active Citizens Funds (ACF, 2014-2021).